Der Luisenstädtische Kanal
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Beschreibung
Am Anfang stand ein Federstrich. Ein königlicher Federstrich, hineingeworfen in einen ordentlichen Plan, eine Laune, eine Idee, die Stadtgeschichte machen sollte, die Linie, die Friedrich Wilhelm IV., damals noch Kronprinz, dem geplanten Kanal durch das Köpenicker Feld gab. Geburtsstunde der Luisenstadt, der Stadterweiterung im Südosten von Berlin-Cölln in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Unüblich, unpraktisch - ein Kanal soll gerade gehen - aber genial; der Geist, der Städte baut, ist mehr als vernünftig. Dieser hingeworfene Federstrich - wir werden noch sehen, was er angerichtet hat in den zwei Jahrhunderten der Luisenstadt. Friedrich Wilhelm hatte einen genialen Partner, den Stadt- und Landschaftsplaner Lenné, dem er schließlich die Planung für die Luisenstadt übertragen hatte. Genial, wie Lenné das Gebiet des Köpenicker Feldes einbezog in seine Vorstellung von den Schmuck- und Grünzügen Berlins, einem Promenadengürtel mit viel Wasser um die preußische Hauptstadt auf dem Weg in die Bürgerlichkeit. Genial auch in der Ausführung dieses Konzeptes für das Köpenicker Feld, das eben nicht mit einem Federstrich zu verplanen war: Die Ackerbürger der Luisenstadt und die hugenottischen Ansiedler lebten noch lange von der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Nutzung, von Weidewirtschaft auf der Allmende, den gemeinschaftlich genutzten Fluren, dachten allenfalls an eigene, komfortablere Häuser an den alten Ausfallachsen, der Dresdener und der Köpenicker Straße, aber nicht an Grundstücksverwertung und Immobilienwirtschaft; Grund und Boden hatten ihren Wert im Nutzungsertrag. An den Modalitäten und Zwischenschritten der Separation, der grundstücksmäßigen Aufteilung der Allmende auf ihre Nutzer, an der Einbeziehung vorhandener Straßen und Wege, bestehender Bauten und Verfügungsrechte in eine Planung aus absolutistischem Geist hatte sich eine Reihe von Planern verschlissen. Peter Josef Lenné gelang es endlich, königliche Stadtvision und bürgerliche Nutzungsinteressen zu vermitteln und 1842 den 'Bebauungsplan für das Köpenicker Feld' vorzulegen, von der Stadt beschließen und vom König billigen zu lassen - die Blaupause der Luisenstadt bis auf den heutigen Tag. Lenné hatte den städtebaulichen Entwurf verstanden, den Friedrich Wilhelm mit seinen Haken geschlagen hatte: der Kanal nicht nur als Verkehrs- sondern auch als Blickachse. Der König sah schon die Kirche am Engelbecken, die erst 1855-65 nach seinen Vorgaben als Michaelskirche gebaut wurde, sichtbar schon von jenseits des Landwehrgrabens, dessen Ausbau zum Kanal ebenfalls Lenné anvertraut war. Technische und ästhetische Funktion verschmelzen in einmaliger Weise Stadtbild und Stadtleben. Dabei werden die Gegebenheiten wie die Spree, die Zollmauer um Berlin, die weiterlaufenden Nutzungsansprüche der Grundeigner, die gewohnten Straßen und Wege einbezogen und mit dem orthogonalen Raster absolutistischer Stadtplanung vermittelt, die den Stadtgrundriss mit Markt-, Hafen- und Kirchplätzen gliedert. Nutzungsperspektiven öffnen sich in der Hoffnung auf Bebauung und Belebung, deren Realisierung 30, 50, 80 Jahre benötigt, um die Lennésche Blaupause auszufüllen, ihr das erstaunlichste Leben zu verleihen. Aber erst einmal muss der Kanal gegraben, müssen seine Ufer gestaltet werden. Notstandsarbeiten in Folge der Revolution von 1848 beschleunigen den Ausbau. Tragisch ist der Zusammenstoß von Arbeitern und Bürgerwehr um den Einsatz einer Dampfmaschine, er bringt Tote und Aufruhr in die Stadt. Erst 1852 ist der Kanal fertig; die Kähne bringen Baumaterial in die Luisenstadt, aus königlicher Initiative entsteht das Kranken- und Diakonissenmutterhaus >Bethanien
Verlag:
ISBN:
9783957231789
3957231787
Erscheinungsdatum:
20.01.2021
Bindung:
Softcover, Paperback
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