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Din(n)er4One

Neubuch

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Details zum Buch

Beschreibung

Raus aus dem Diner!', schrie eine Dame auf Rollschuhen, die einen älteren Mann aus dem Restaurant scheuchte. Sie drehte sich um und rollte aus meiner Sicht. Der Mann blieb mit eisernem Blick vor dem Eingang stehen. Ich ging an ihm vorbei, ignorierte die Rufe aus dem Inneren und betrat das Lokal. Ich war schon viel zu spät dran! Die Außentür stand offen, dahinter befand sich ein schmaler Eingangsbereich. Bevor man in den Diner selbst eintrat, trennte eine Glaswand mit passender Tür die Sitzbereiche ab. Die Kellnerin, die vor der offenen Glastür stand, trug ihre blonden Haare zu einem geflochtenen Zopf. Ihre vor dem Oberkörper verschränkten Arme verdeckten Teile des roten Diner-Logos auf ihrer Schürze. Ich schielte an ihr vorbei, um mir die Sitzbuchten genauer ansehen zu können. War ich etwa zu spät? Erst, als ich wieder zur Kellnerin blickte, bemerkte ich, dass etwas auf mich zugeflogen kam. Gerade noch rechtzeitig sprang ich zur Seite und sah, wie sich an der Stelle, an der ich zuvor gestanden hatte, eine riesige Säule aus Eis aufbaute. Erschrocken riss ich die Augen auf, presste mich an die Wand hinter mir und beobachtete das eisige Dilemma, in das ich mich gebracht hatte. 'Ik wollt dok nur wat essn!' Der Kunde fletschte die Zähne und boxte von außen gegen das Eis, das ihn daran hinderte, wieder hineinzutreten. Aufgrund seiner langgezogenen Gesichtszüge, den breiten Schultern und seiner muskulösen Statur vermutete ich, dass er ein Werwolf war. Als die plötzliche Kälte unter meine Kleidung kroch, durchzog mich ein kurzer Schauer. Ich bemerkte feine Nebelschwaden, die sich knapp über dem Boden gebildet hatten und die Gitter bedeckten, die in der Mitte des Eingangs eingelassen waren. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Wofür brauchte man die denn im Innenbereich? 'Aber keine Angestellten!' Die Hände der Kellnerin leuchteten hell. Ich hatte eine unschöne Befürchtung. 'Und schon gar keine Kunden!' Oh, oh. Ich hielt die Luft an, kniff die Augen zusammen und hoffte auf das Beste. Haarscharf rauschte die Magie an meiner Nasenspitze vorbei und prallte frontal auf die Eissäule. Der obere Teil zerbarst mit einem lauten Knall, dann formten sich die herumfliegenden Eissplitter zu einer Faust, die den Werwolf im hohen Bogen zwischen die parkenden Autos verfrachtete. Stöhnend landete er auf der schmalen Rasenfläche. 'Na, geht doch.' Die Kellnerin klopfte sich zufrieden die Hände ab. Als sie mich erblickte, entspannte sich ihre grimmige Miene binnen weniger Sekunden. Ein breites Grinsen kam zum Vorschein. 'Willkommen im Roller Gals Diner! Kann ich Ihnen behilflich sein?' Das Eis knackte leise. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass nicht die nächste Katastrophe auf mich wartete, sondern der Rest der Eissäule, inklusive Eisfaust, langsam schmolz. Die Sommerhitze bahnte sich ihren Weg von draußen in den Eingangsbereich des Diners, wodurch sich erste Wasserperlen lösten, zu Boden rannen und dort versickerten. Es wirkte mit den Ablaufgittern fast so, als würde das öfter passieren. Ich schluckte. 'Ich äh.' Vorsichtig atmete ich aus und ließ von der Wand ab. Ich ging einen Schritt nach vorn und lernte auf die harte Tour, dass das verbliebene Eis, das sich auf dem Parkettboden ausgebreitet hatte, noch nicht vollständig geschmolzen war. Mit einem lauten Rumms landete ich auf meinem Hintern und sog scharf die Luft ein. 'Oh, entschuldigen Sie!' Blitzschnell stand sie vor mir, griff nach meiner Hand und zog mich hoch. Ich drohte, erneut zu fallen, doch sie stützte mich. Ein kleines Leuchten umhüllte ihre Finger, dann schoss die Magie auf unsere Füße zu. Erfreut lächelte sie über ihr Werk. 'Tada! Hiermit ist es einfacher.' Ich starrte hinab und weitete die Augen. Meine Sneaker waren weißen Schlittschuhen mit hellblauen Strasssteinchen in Form von Schneeflocken gewichen. Eine durchgehende, dünne Schicht Eis zog sich über den Boden und glitzerte im Sonnenlicht. Fast wäre ich noch einmal ausgerutscht, doch ich konnte mich gerade so halten. So schön die Kufen auch waren, sie verbesserten meine Situation leider nur bedingt. Mein Gleichgewicht und ich waren auf dem Eis noch nie Freunde gewesen. Irritiert blickte ich in die eisblauen Augen der Kellnerin. 'Ähm danke?' 'Sehr gerne, kommen Sie nur herein!' Lachend drehte sie sich einmal auf der Stelle und schlitterte weiter in den Diner hinein. An der Stelle, an der das Eis aufhörte, zauberte sie in Sekundenschnelle eine Eisbahn herbei, die einmal quer durch den Raum führte. Während sie sich immer weiter von mir entfernte und dabei eine leise Melodie summte, stand ich wackelig im Eingangsbereich herum. Wie bestellt und nicht abgeholt. 'Elsa!', schrie eine tiefe, brummende Stimme durch das gesamte Restaurant. Ein schlaksiger, großer Mann mit blasser Haut trat aus einer unscheinbaren Tür heraus und geriet direkt ins Stolpern. Er schlitterte einen kurzen Moment, dann hielt er genau vor der Kellnerin an. Echt jetzt? Sie war eine Eismagierin namens Elsa? Ich konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen und schob mich vorsichtig zur offenen Glastür, an der ich mich festhielt, um sie genauer zu beobachten. 'Ich habe dir schon mehrfach gesagt, dass das hier keine Eisbahn ist. Sonst hießen wir Ice Gals Diner!' Wie wild fuchtelte er mit den Händen herum und seine Fangzähne kamen zum Vorschein. Ein Vampir also. 'Zieh deine Schlittschuhe sofort wieder aus! Kein Eis im Diner!' 'Aber Chef', protestierte Elsa und spannte ihre Muskeln an. Sie ballte die Hände zu Fäusten, neue Nebelschwaden bildeten sich um ihre Beine. 'Was macht es denn für einen Unterschied, ob ich auf Kufen oder Rollen fahre?' 'Die Kunden sollen sich wohlfühlen, nicht hinfallen und vor allem nicht erfrieren! Kein Eis!' Mit diesen Worten stapfte er zurück in das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ich hörte ein Grollen aus Richtung der Kellnerin. Sie bebte am ganzen Körper, klang fast wie ein Tier. Sie drehte sich in meine Richtung und schloss die Augen, die Nebelschwaden wurden größer. Reflexartig versteckte ich mich hinter der Glastür. In dem schmalen Eingangsbereich fühlte ich mich deutlich wohler, auch wenn ich dabei gekonnt ignorierte, dass sie mich trotzdem sehen konnte. Sollte sie jedoch auf einen Kunden im Laden losgehen, hatte ich zumindest ein bisschen Glas zwischen mir und weiteren Eissäulen. Doch entgegen meinen Erwartungen beruhigte sie sich wieder. Sie atmete tief ein und aus. Ich hörte gemurmelte Worte aus ihrer Richtung und schob mich schließlich doch auf wackeligen Kufen in den inneren Bereich des Diners hinein, damit ich sie besser verstehen konnte. Meine Neugierde war zu groß und innerlich ohrfeigte ich mich dafür, nicht schon längst verschwunden zu sein. 'Lass es sie nicht sehen.' Sie flüsterte, dennoch vernahm ich ihren Wortlaut. Und genauso schnell, wie es gekommen war, verschwand das Eis im gesamten Diner wieder - und damit auch die Schlittschuhe an meinen Füßen. Elsa öffnete die Lider, lächelte mir kurz zu und fuhr mit ihren Rollschuhen los. Die große Schwingtür, die sich direkt neben der kleineren Tür des Vampirs befand, gewährte mir einen kurzen Blick auf die Küche und die offene Kochflamme, als die Kellnerin dahinter verschwand. Mit dem vertrauten Gefühl meiner Sneaker an den Füßen wagte ich mich endlich, den Diner weiter zu betreten. Eine weitere Kellnerin fragte mich im Vorbeirollen, ob ich die Glastür schließen könne. Ich kam ihrem Wunsch nach - und mit einem leisen Klacken fiel sie hinter mir ins Schloss. Als es danach ruhig blieb, atmete ich auf. Endlich hatte ich einen Moment, um mir den Innenbereich des Restaurants genauer anzusehen. An der Bar entlang war ein Hocker nach dem anderen aufgereiht. Sie waren mit edlem, rotem Leder bezogen. Die Bänke, die in den Buchten gegenüber der Theke eingelassen waren, hatten einen identischen Stoffbezug. Fast alle Tische waren besetzt, nur einer der Kunden stand allein neben einer der Einbuchtungen und winkte mir verloren zu. Ich war hier also richtig. Verdammt. 'Jil!' Der j...

ISBN:

9783988270153
3988270156

Erscheinungsdatum:

22.03.2024

Bindung:

Softcover, Paperback
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