Im Schatten der Rache bei St. Peter-Ording

Prolog Tiefe Dunkelheit umgab ihn, als er langsam wach wurde - oder handelte es sich um einen Traum? Er fühlte sich benommen, irgendwie, als würde er schweben, leicht und von allen Sorgen befreit. Nicht ein Hauch Licht war zu erkennen, nur tiefe schwarze Dunkelheit. Vielleicht war es mitten in der Nacht. Er versuchte, einen Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch zu erhaschen, konnte sich aber nicht bewegen. Aber das machte nichts! In diesem Moment fühlte er sich frei. Frei von dem Unrecht, frei von den missachteten Wünschen, frei von der Schuld, die er auf sich geladen hatte. Dabei hatte er einfach nur helfen wollen. Gutes tun; einen Beitrag leisten, um die Welt ein kleines Bisschen zu verbessern! Darauf hatte er sich konzentriert und voller Befriedigung gesehen, wie sein Plan aufging, wie viel Glück und Freude er schenken konnte. Warum verstanden die anderen das nicht? Warum hielten sie an Traditionen fest, die längst nicht mehr zeitgemäß waren? Wenn er sie doch alle von seiner Vorstellung hätte überzeugen können, wie viel mehr wäre bewirkt worden! Er versuchte, tief durchzuatmen und fühlte für einen Moment Beklemmung, Enge und das Gefühl eingesperrt zu sein. Schwindel erfasste ihn. Zwischen den Schulterblättern spürte er einen Schmerz, konnte ihm jedoch nicht ausweichen. Und dann nahm er das Licht wahr. Es schien hell zu leuchten, wie die aufgehende Sonne am Horizont. Es war weit entfernt, aber wunderschön. Warme Töne, die seine Seele streichelten und den Wunsch nach Nähe hervorriefen. Während er sich darauf zubewegte, entspannte ein Lächeln seine Züge und verdrängte alle unangenehmen Empfindungen. Die Leichtigkeit kehrte zurück und mit ihr die Überzeugung, dass ihm alles vergeben wurde, was er sich hatte zu Schulden kommen lassen. Ihm würde vergeben werden, weil sein Bestreben wertvoll war. Das Licht kam nun näher. Ein friedvolles Gefühl erfasste ihn. Er wünschte sich diese wunderbaren Empfindungen für alle, deren Frieden er gestört hatte. Für die Trauernden und die Wutentbrannten. Wie herrlich war dieser Moment, in dem das Licht an Intensität zunahm. Es nahm den Druck, der auf ihm lastete; die Angst, die ihm den Schlaf raubte und die Verzweiflung, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Endlich wurde er erlöst und spürte die Leichtigkeit, die er so lange vermisst hatte. Jetzt erhielt er Absolution. Letzten Endes waren alle Bemühungen den hohen Einsatz wert gewesen.