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Neubuch

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Details zum Buch

Beschreibung

Große Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder werden in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen - allerdings vorwiegend in den typischen kurzen Intervallen von Empörung und Verdrängung. Dabei droht die skandalisierte Wahrnehmung einzelner Täter(-Netzwerke) den Blick auf die gesamtgesellschaftliche Dimension des Kindesmissbrauchs in Deutschland und auf die strukturellen Fehler und Lücken in dessen Bekämpfung zu verstellen. Bei allem notwendigen und berechtigten Interesse an den schockierenden Details des jeweiligen Falles bleiben doch zentrale Fragen meist nicht nur unbeantwortet, sondern sogar ungestellt - wie etwa: Haben die zuständigen Institutionen alles getan bzw. tun können, um das Leid der Opfer möglichst rasch zu beenden? Wenn nicht: woran hat das gelegen? Und vor allem: Was muss sich ändern? Welche politischen oder sonstigen Interessen - außer denen der Täter:innen - stehen gesetzlichen und ermittlungstechnischen Regelungen entgegen, die eine wirksame Bekämpfung des Missbrauchs erlauben würden? Es überrascht nicht, dass eben diese Aspekte in der Regel unterbelichtet sind. Denn die unbequeme Wahrheit ist: Das Schutzsystem in unserem Land ist nicht nur mangelhaft, es ist zunehmend ungenügend. Wer die Kinder nicht hat schreien hören, der weiß nicht, worum es hier geht." Mit diesem Satz hat der Richter im Februar 2023 sein Urteil gegen den Missbrauchstäter von Wermelskirchen unterstrichen. Der verheiratete IT-Experte, gut vernetzt in einer Clique aus Piloten, Ärzten und Schauspielern, hatte bis 2019 über 14 Jahre lang schwersten sexuellen Missbrauch an Babys und Kleinkindern begangen. Der Fall von monströsen Ausmaßen bis hin zu sadistischen Orgien schockierte die Öffentlichkeit. So wie eigentlich alle Missbrauchsfälle, die in den vergangenen Jahren ans Tageslicht kommen, große mediale Resonanz finden - häufig verbunden mit der Haltung des Entsetzens: Wie konnte das bloß passieren?" Dabei schwingt neben der Empörung nicht selten auch eine gewisse Schicksalsergebenheit mit: Dem Grund-Bösen sei eben wenig entgegenzusetzen, alles Notwendige und Mögliche werde ja bereits getan - von technischer Seite, in rechtlicher Hinsicht und durch das staatliche Schutzsystem. Welch ein Irrglaube! Denn Menschen, die sich beruflich mit Missbrauchsopfern und -täter:innen befassen, stellen diese Frage genau umgekehrt: Wie hätte das nicht passieren sollen?" Deutschland ist im Kampf gegen Kindesmissbrauch, etwa auch das stetig wachsende Angebot kinderpornografischer Darstellungen im Netz, keineswegs gut aufgestellt - mit Tendenz zum Schlechteren. Die Zahlen der aktuellen Polizeiliche Kriminalstatistik belegen, dass sich insbesondere das Erstellen und Handeln mit Kinderpornografie pandemisch ausbreitet. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik lagen im Jahr 2022 die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch mit 15.520 Fällen auf einem gleichbleibend hohen Niveau wie 2021 (15.507 Fälle). Das Dunkelfeld und auch der Anteil an Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erhält, ist um ein Vielfaches größer. Einen Anstieg um 10,3 % auf über 48.800 Fälle gab es bei den Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendpornografie. Zudem hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Missbrauchsdarstellungen und jugendpornografische Inhalte besaßen, herstellten, erwarben oder insbesondere über die sozialen Medien weiterverbreiteten, in Deutschland seit 2018 mehr als verzwölffacht - von damals 1.373 Tatverdächtigen unter 18 Jahren auf 17.549 Tatverdächtige (davon 5.553 Kinder unter 14 Jahren und 11.996 Jugendliche über 14 Jahre) in 2022. Warum kommt Deutschland im Kampf gegen Kindesmissbrauch nicht wesentlich voran? Was sind unsere verheerendsten Schwachstellen? Dem soll dieses Buch auf den Grund gehen, wobei sich vier aktuelle große Missbrauchsfälle (Wermelskirchen, Staufen, Tübingen und N.N.) als Beispiele eignen. Daraus resultieren die Fragen: Was muss sich dringend ändern? Und wer geht das an? Denn die gesellschaftliche Wellenbewegung von Empörung und Verdrängung, die freilich auch von Empathie zeugt, nützt leider nur den Täterinnen und Tätern. Stattdessen brauchen wir Konsequenzen, die das System verbessern. Das beinhaltet auch eine ordentliche Finanzierung des Kinderschutzes. Aber es geht nicht ums Geld allein. Das Gute ist: Wir können die Ausmaße des Missbrauchs eindämmen. Wenn wir nach der Erkenntnis auch ins Handeln kommen. Wenn die Schreie der Kinder eben nicht verhallen.

ISBN:

9783777634975
3777634972

Erscheinungsdatum:

15.05.2025

Bindung:

Hardcover, Kartoniert
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